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Vorstellung der Dokumentensammlung „Südtirol und der italienische Nationalismus: Entstehung und Entwicklung einer europäischen Minderheitenfrage“ von Walter Freiberg

In diesem Artikel wird folgende Dokumentensammlung vorgestellt:
„Südtirol und der italienische Nationalismus : Entstehung und Entwicklung einer europäischen Minderheitenfrage“, Quellenmäßig dargest. von Walter Freiberg, Hrsg. von Josef Fontana, Teil 2: Dokumente (Schlern-Schriften 282/2), Universitätsverlag Wagner, Innsbruck, 1990.

Die Dokumentensammlung enthält auch das Memorandum der Abgeordneten Südtirols an Ministerpräsident Mussolini, welchem ein eigener Artikel im SüdtirolMagazin gewidmet ist.

Die Gesamtedition besteht aus zwei Teilen. Der erste Teil „Südtirol und der italienische Nationalismus“, Hrsg. von Josef Fontana, Teil 1: Darstellungen (Schlern-Schriften 282/1), 2., verbesserte Auflage, Innsbruck, 1994, stellt den geschichtlichen Zusammenhang des Interessenkonfliktes um die Abspaltung Südtirols von der k. und k. Monarchie, die Annexion durch das königreich Italien, die Italienisierung und um den Südtiroler Widerstand, also um die so genannte Südtirolfrage dar. Fontana beruft sich hierbei in erster Linie auf den „Nachlass Freiberg, Innsbruck“ von Dr. Kurt Heinreicher, welcher zahlreiche Dokumente, Karten, Tabellen und Diagramme zu dieser Angelegenheit zusammentrug und in den Jahren 1945 bis 1950 das Werk „Südtirol und der italienisch Nationalismus“ niederschrieb. Heinreicher konnte aus Gründen der beruflichen Umstellung diese Unternehmung nicht vollenden und war gezwungen, seine Forschungstätigkeiten abzubrechen. Erst im Ruhestand nahm er die Arbeit wieder auf, es war ihm aber nicht vergönnt, den Text zur Gänze auszufeilen und in Druck zu geben. Nach seinem Tod vertrauten dessen Angehörigen Josef Fontana die Herausgabe des Nachlasses an. Dieser sah seine Hauptaufgabe darin, vorhandene Zitate zu überprüfen, dort neuere Erkenntnisse einzuarbeiten, effektive Irrtümer auszumerzen und verschiedene Fassungen mancher Kapitel in eine einheitliche Form zu bringen. Fontana gab das Werk schließlich als Torso unter dem Namen Walter Freiberg heraus, da das vervielfältigte Manuskript Heinrichers so genannt Eingang in vielen Bibliotheken gefunden hatte und in unzähligen Aufsätzen und Büchern unter diesem Namen zitiert wird. [1]
Die Darstellung beginnt mit den Voraussetzungen und Vorstufen für eine italienische Annexion, erläutert schließlich die politischen Vorgänge (vorrangig des 20. Jahrhunderts) in Südtirol und schließt mit der heiklen Thematik der Option [2] von 1939/1940 und der anschließenden Umsiedlung. Die Gesamtedition ist Teil der „Schlern Schriften“. Die „Schlern Schriften“ sind eine Schriftenreihe zu Geschichte, Kunstgeschichte, Landeskunde und Geographie, welche 1923 von Raimund von Klebelsberg begründet wurde, zunächst auf Südtirol beschränkt war, später aber auf die übrigen Landesteile Alttirols sowie auf das Trentino ausgeweitet wurde. [3]
Im Folgenden wird nun allerdings nicht so sehr auf inhaltliche Details des Darstellungsbandes eingegangen, da das den Rahmen dieser Arbeit sprengen würde. Vielmehr wird die Auswahl, Thematik und Strukturierung des Dokumentenbandes, welchem das vorliegende Memorandum entnommen ist, aufgezeigt. Dieser stützt und belegt in erster Linie die Ausführungen des ersten Teiles der Edition. Gewiss sind nicht alle Quellen, auf die sich der Darstellungsband beruft, aufgenommen und abgedruckt, allerdings erweiterte Josef Fontana die Dokumentensammlung um zahlreiche zusätzliche Texte zum Thema „Südtirol und der italienische Nationalismus“, wie zum Beispiel Gesetzestexte, Dekrete, Zeitungsartikel usw. Fontana betrachtet die Sammlung keineswegs als vollendetes Werk. Es versteht sich ja schon von selbst, dass nicht alle relevanten Dokumente zu einem so umfassenden Thema in einem einzigen Band unterzubringen sind. Vielmehr ist die Sammlung außer einem Quellennachweis für den Darstellungsband ein Anreiz für all diejenigen, die sich tiefgehender für dieses Thema interessieren, Nachforschungen betreiben und die Arbeit fortsetzten. [4]
Der Band eröffnet mit einem Dokumentenverzeichnis. Hierbei sind die Dokumente, die entweder deutscher oder italienischer Sprache verfasst sind, in Sachgruppen gegliedert und innerhalb der Sachgruppen chronologisch geordnet. Wie schon der Darstellungsband so wird hier ebenfalls mit „Voraussetzungen und Vorstufen“ begonnen, auch der Dokumentenband setzt also schon im 19. Jahrhundert und vor dem ersten Weltkrieg und der damit verbundenen Abspaltung Südtirols von Österreich-Ungarn an.
Es folgen Tolomei [5] betreffende Dokumente, in erster Linie sind dies Stellungnahmen und Briefe Tolomeis. Des Weiteren sind Dokumente unter anderem in Themenkreise wie Vereine und Parteien, Verwaltung, Sprachverordnungen, Presse- und Bildungswesen, Option und Umsiedlung, Grenz- und Annexionsfragen, Volkszugehörigkeit und Rassismus, Italienisierungsmaßnahmen und Gespräche mit Hitler eingeteilt. Jedes Dokuments wird mit Ort, genauen Zeitangaben, teilweise auch mit Uhrzeit und teilhabenden Personen gekennzeichnet. Weitere zusätzliche Angaben wie z.B. Poststempel und Erscheinungsbild der Quelle, z.B. „handschriftlich“, „maschinenschriftlich“, „Ablichtung“, „Abschrift“, „Brief“, „auf Postkarte“, etc. belegen zusätzlich den Ursprung und erleichtern weitere Nachforschungen. Die Authentizität wird zusätzlich durch genaue Angabe des Aufbewahrungsortes bzw. des beinhaltenden Archivs nachgewiesen, z.B. „Archivio Centrale dello Stato, Roma, Serie PS 61, Busta 220“ [6] oder Landesbibliothek „Dr. Friedrich Teßmann, Sigantur III 109.945“ [7]. Die meisten Dokumente sind freilich aus dem „Nachlaß Freiberg“. Alle Texte sind in der Originalsprache mit allen orthographischen Fehlern, grammatikalischen Regelverstößen und stilistischen Unebenheiten wiedergegeben. Fontana weist „lediglich auf effektive Unrichtigkeiten und offensichtliche Datierungsfehler“ [8] in Anmerkungen hin. Der Band genügt also den Kriterien einer wissenschaftlichen Edition.

Quellennachweis
[1] Vgl. Walter Freiberg: „Südtirol und der italienische Nationalismus“, Hrsg. Josef Fontana, Innsbruck, 21994, Teil 1: Darstellung, Seite 4f Vorwort.
[2] Alle deutschsprachigen Einwohner Südtirols mussten sich bis zum 31.12.1939 entscheiden, entweder zu optieren und nach Deutschland auszuwandern, oder aber in Südtirol zu bleiben. Die Beibehaltung der italienischen Staatsbürgerschaft bedeute aber eine Absage an das deutsche Volkstum, den Verzicht auf jede deutsche Hilfe und Anerkennung und Verpflichtung zu bedingungsloser Ergebenheit gegenüber dem italienischen Staat. Vgl.: Freiberg, Teil 1, Darstellung, a.a.O., Seite 380ff
[3] Vgl. http://www.rootsweb.com/~auttir/slsmain.htm (aufgerufen am 7.7.2003)
[4] Vgl.: Freiberg, Teil 2, Dokumente, a.a.O., S.5 Vorwort
[5] Ettore Tolomei (1865-1952) war einer der extremste italienische Nationalisten und Verfechter des Brennerpasses als natürliche Nordgrenze Italiens. Er hat entschieden dazu beigetragen, dass die Italienisierung in Südtirol vorangetrieben wurde. Ein Erbe seines „Werkes“ ist noch heute in jeder Südtiroler Gemeinde zu sehen: die doppelsprachigen Ortsbezeichnungen.
Vgl.: Rolf Steininger, „Südtirol im 20. Jahrhundert“, Innsbruck , 1997, S.22f
[6] Freiberg, Teil 2, Dokumente, a.a.O., Seite 117
[7] Freiberg, Teil 2, Dokumente, a.a.O., Seite 426
[8] Freiberg, Teil 2, Dokumente, a.a.O., Seite 5, Vorwort

Literaturverzeichnis

  • Walter Freiberg: „Südtirol und der italienische Nationalismus : Entstehung und Entwicklung einer europäischen Minderheitenfrage“, Quellenmäßig dargest. von Walter Freiberg, hrsg. von Josef Fontana, Teil 1: Darstellung (Schlern-Schriften 282/1), 2., verbesserte Auflage, Universitätsverlag Wagner, Innsbruck, 1994
  • Walter Freiberg: „Südtirol und der italienische Nationalismus : Entstehung und Entwicklung einer europäischen Minderheitenfrage“, Quellenmäßig dargest. von Walter Freiberg, Hrsg. von Josef Fontana, Teil 2: Dokumente (Schlern-Schriften 282/2), Universitätsverlag Wagner, Innsbruck, 1990
  • Rolf Steininger: „Südtirol im 20. Jahrhundert, Vom Leben und Überleben einer Minderheit“, Innsbruck, Studien-Verl., 1997
  • Reinhold Staffler und Christoph von Hartungen: „Geschichte Südtirols“, Hrsg.: Jugendkollektiv Lana e.V., 1985
  • Josef Fontana, Peter W. Haider, Walter Leitner, Georg Mühlberger, Rudolf Palme, Othmar Parteli, Josef Riedmann: „Geschichte des Landes Tirol“ in vier Bänden, Bozen, 1988